Frauengesundheit

Auch im medizinischen Bereich bieten Frauen einige Besonderheiten. Das weibliche Geschlecht verfügt über ein ganz spezielles Immunsystem. Damit verbunden, leiden Frauen deutlich öfter an Autoimmunerkrankungen wie dem Morbus Hashimoto oder dem systemischen Lupus erythematodes (SLE). Da das weibliche Hormonsystem durch einen „Zyklus“ im Vergleich zum männlichen deutlich stärkeren Schwankungen unterliegt, empfinden Frauen ihren Zyklus wesentlich intensiver.

Frauen haben bis zur Menopause im Vergleich zu Männern ein deutlich niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Mit dem hormonellen Wechsel und dem damit verbundenen Östrogenabfall kommt es Folge dessen bei nahezu allen Frauen zu einem Anstieg des Blutdrucks und der Cholesterinspiegel.

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Gender Medicine & Gender Pharmacology

Experten der „Gender Medicine“ beschäftigen sich mit der geschlechtsspezifischen Erforschung von der Entstehung und Behandlung von Krankheiten.

Die „Gender Pharmacology“ konzentriert sich auf die für das Geschlecht jeweils unterschiedlichen Wirkmechanismen, die Metabolisierung und die Verträglichkeit von Arzneimitteln.

Aus den Untersuchungen der letzten Jahre wurde bekannt, dass Frauen im Vergleich zu Männern

  • mehr Medikamente verwenden
  • die Arzneistoffe anders verstoffwechseln und
  • öfter unter unerwünschten Arzneimittelwirkungen als Männer.

Osteoporose, Alter und Gewicht

Gegenwärtig wird das alte Konzept, dass sich Übergewicht eher vorteilhaft auf den Knochen auswirkt, wieder aufgegeben.

Versuche an Mäusen, die mit extrem fettreicher Nahrung in die Adipositas gefüttert wurden, zeigten einen Anstieg der Knochenresorptions-Parameter. Diese Veränderungen erhöhen das Risiko an Knochendichte zu verlieren.

Somit scheint Schlanksein auch für den Erhalt der Knochenmasse von entscheidender Bedeutung. Osteoporose geht mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche,  Immobilität und einer erhöhten Gesamtmortalität einher und sollte mit allen Mitteln verhindert werden.

Adipositas und gynäkologische Tumore

Viele von uns vergessen, dass es beim Thema Ernährung keinesfalls nur um die Figur, die Fitness und das Aussehen gehen sollte. Es ist mir stets ein großes Anliegen meinen Patientinnen vor Augen zu führen, dass Übergewicht und Fettleibigkeit – gerade in der Gynäkologie – wesentliche Risikofaktoren für die Entstehung von Krebserkrankungen darstellen. Dementsprechend ist das „Schlanksein“ verbunden mit regelmäßiger körperlicher Betätigung die Grundlage der Krebsprävention.

Diese Zusammenhänge gelten vor allem für bösartige Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) und den hormonrezeptorpositiven Brustkrebs. Ab einem BMI über 30kg/m2 (die Norm liegt zwischen 19 und 25) steigt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen signifikant an.

Nahezu 80% aller Endometriumkarzinome können mit der Adipositas in Verbindung gebracht werden. Da Fettgewebe hormonell aktiv ist, geht ein Überschuss an Fettgewebe häufig mit erhöhten Östrogenspiegeln einher. Das wiederum führt zu einem übermäßigen Stimulus an der Gebärmutterschleimhaut, der Folge dessen in krankhaften Wucherungen enden kann.

Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) geht mit einer Erhöhung des relativen Brustkrebs-Erkrankungsrisikos um 82% einher. Das entspricht einer Zunahme des relativen Risikos um 10-32% pro 5kg/m2 BMI-Anstieg!

Zu guter Letzt wird auch das Risiko für Rezidive bösartiger Erkrankungen durch Übergewicht und Fettleibigkeit signifikant erhöht.

Beim Schlankbleiben oder Schlankwerden geht es somit keinesfalls nur um Äußerlichkeiten, Eitelkeiten oder die Ästhetik. Es geht vielmehr um den Erhalt unserer Gesundheit!

Müsli essen gegen Brustkrebs

Durch den regelmäßigen Konsum von zuckerfreiem Müsli, und damit verbunden einer ballaststoffreichen Ernährung, kann die Sensitivität des Hormons Insulin verbessert werden. Dadurch können Sie Ihr Risiko für Brustkrebs aktiv reduzieren!

Forscher der Harvard Medical School in Boston berichten, dass Frauen, die 10g Ballaststoffe (vor allem durch Vollkornprodukte, Obst und Gemüse) pro Tag zuführen ein um 13% geringeres Brustkrebsrisiko haben.

Eine weitere Theorie bezieht sich auf einen anderen Effekt der Ballaststoffe. Diese senken die Östrogenspiegel im Plasma in dem sie die Aktivität des Enzyms Beta-D-Glukuronidase senken und in Folge vermehrt Östrogen über den Stuhl ausgeschieden wird.

Milch & Brustkrebsrisiko

Es ist unbestritten und schon lange bekannt, dass Übergewicht und ein vermehrter, regelmäßiger Alkoholkonsum das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Der Epidemiologe Dr. Gary Fraser von der Universität in Loma Linda, Kalifornien, beschreibt im Rahmen der Adventist Health Study-2 (AHS-2), bei der rund 52.800 Probandinnen beteiligt waren, nun auch Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Milchprodukten und damit verbundenen ungünstigen Effekten auf die Brust. Unter Verdacht stehen hier die in der Milch enthaltenen Hormone der Rinder.

In der Studie hatten die Frauen mit dem höchsten Konsum von Milchprodukten eine um 22% höhere Brustkrebsrate als die mit dem niedrigsten Konsum. Wurde ausschließlich der Konsum von Milch berücksichtigt, betrug die Risikoerhöhung bei einem täglichen Konsum von mehr als 230ml sogar 50%! Dieses Resultat war unabhängig davon ob es sich um Vollmilch oder fettarme Milch handelte. Das beschriebene Risiko galt interessanterweise nicht für den Käse- und Joghurtkonsum. Das Ergebnis dieser Untersuchung könnte ein Ansporn sein ein Mal mehr Milchalternativen in Betracht zu ziehen.

Das prämenstruelle Syndrom (PMS)

Beim PMS handelt es sich um einen Symptomkomplex der sich in verschiedenen Beschwerden äußern kann. Obwohl etwa 20% aller jungen Frauen, also 2 von 10, davon betroffen sind und darunter leiden, fühlen sich viele mit dem Problem nicht ernst genommen und alleine gelassen. Die genaue Ursache des PMS ist bislang noch nicht ganz klar. Ein hormoneller Hintergrund liegt auf der Hand, da die Beschwerden stets einen Bezug zum weiblichen Zyklus aufweisen.

Folgende Faktoren stehen als mögliche Ursachen & Trigger im Fokus der Wissenschaft:

  • Dauerhafter negativer Stress
  • Chronische Inflammation
  • Progesteron- und/oder Östrogenmangel
  • Tryptophan- und/oder Serotoninmangel

In den meisten Fällen beginnen die Symptome kurz nach dem Eisprung (der Ovulation) beziehungsweise nach der Zyklusmitte, erreichen den Belastungshöhepunkt wenige Tage vor der Menstruation und verschwinden mit dem Einsetzen der Monatsblutung. Obwohl der Zeitpunkt der Periode von Frauen selten als angenehm empfunden wird, bedeutet er für PMS-Patientinnen immer eine immense Erleichterung.

Zu den klassischen körperlichen (physischen) Symptomen gehören:

  • Brustspannen & Brustschmerz (Mastodynie)
  • Aufgeblähter Bauch & Blähungen allgemein
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Müdigkeit
  • Heißhunger
  • Akne
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • Schlafstörungen

Zu den klassischen psychischen Symptomen gehören:

  • Reizbarkeit
  • Labilität & Weinerlichkeit
  • depressive Verstimmung
  • Anspannung, Wut & Aggression
  • Vergesslichkeit & Konzentrationsstörungen

Hilfe aus der Natur

  • Beim Mönchspfeffer handelt es sich um einen seit langer Zeit in der Frauenmedizin sehr gut etablierten Pflanzenextrakt. Betroffene sollten Mönchspfeffer zumindest 3 Monate lang dauerhaft einnehmen, da es manchmal ein wenig dauert bis sich dessen volle Wirkung entfaltet. Erfahrungsgemäß führt eine Tagesdosis von 20mg in vielen Fällen zumindest zu einer Verbesserung der Beschwerden.
  • Die Aminosäure 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) unterstützt die körpereigene Serotoninsynthese. Je nach Bedarf und Spiegel sind Dosen zwischen 50 und 300mg pro Tag nötig und zielführend. In Abhängigkeit der Symptome kann die Aminosäure morgens und/oder abends eingenommen werden. Bei Schlafstörungen empfiehlt sich die abendliche Zufuhr. Die Einnahme von 5-HTP kann auch mit der Aminosäure L-Tryptophan kombiniert werden. Eine Serotoninanalyse vor Beginn einer Therapie ist ratsam.
  • Die B-Vitamine sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Da sie sowohl für die Psyche als auch für den Hormonhaushalt von großer Bedeutung sind, ist der Einsatz eines Vitamin B-Komplexes für viele PMS-Patientinnen gewinnbringend. Eine Analyse der B-Vitamine vor Beginn einer Therapie ist sinnvoll.
  • Magnesium ist wie die B-Vitamine auch an zahlreichen Stoffwechsel-prozessen beteiligt. Obendrein sind Magnesium und Vitamin B6 essentielle Cofaktoren der körpereigenen Serotoninproduktion. Zusätzlich wirkt Magnesium krampflösend und kann somit auch bei Unterbauchbeschwerden Linderung bringen. Tagesdosen zwischen 300 und 450mg sind zielführend. Dabei sollte die Tagesmenge immer auf 2 bis 3 Einzelportionen aufgeteilt werden. Eine Magnesiumanalyse vor Beginn der Einnahme ist nicht zwingend nötig, da Magnesium kaum überdosiert werden kann.
  • Wer fette Fische und Nüsse nicht mag oder diese nicht verträgt, sollte über die regelmäßige Zufuhr von omega-3-Fettsäuren in Kapselform oder als Öl nachdenken. Dosen zwischen 1 und 2g pro Tag haben einen antientzündlichen Effekt.
  • Eine neue wissenschaftliche Überblicksarbeit aus dem Jahr 2020, publiziert im Journal Gynecological Endocrinology konnte belegen, dass die Zufuhr des potenten Antioxidans alpha-Liponsäure (ALA) mit einer Verbesserung von allgemeinen Menstruationsbeschwerden verbunden sein kann.

Das ALA in Lebensmitteln (z.B. Spinat und Brokkoli) nur in kleinen Mengen enthalten ist, sollte sie für einen therapeutischen Effekt als Kapsel in Tagesdosen zwischen 200 und 600mg eingenommen werden.

Der hormonelle Wechsel – KEINE Krankheit mit vielen Beschwerden

Da der mit dem hormonellen Wechsel einhergehende Abfall der Hormone jede Frau irgendwann trifft, kann es sich dabei eigentlich um keine Krankheit handeln. Dennoch beklagen Viele Symptome und Manche leiden sogar sehr darunter. Da die Beschwerden meistens zu einer Minderung und manchmal sogar mit einem Verlust an Lebensqualität einhergehen, sollte keine Frau mit Ihrem Schicksal alleine gelassen werden. Obwohl etwa jede zweite Frau Beschwerden hat, ist und bleibt der Wechsel für viele nach wie vor ein Tabuthema. Es scheint immer noch so zu sein, dass die Menopause mit Schwäche und dem Altern oder „jetzt Altsein“ assoziiert wird. Dies führt dazu, dass „frau“ nicht gerne darüber spricht und sich oft keine Hilfe sucht.

Dabei könnte man alle Symptome, Belastungen und Beschwerden gut behandeln. Um herauszufinden, ob es sich bei den beschriebenen Veränderungen tatsächlich um den Wechsel handelt, lässt man einen Hormonstatus analysieren, der über eine venöse Blutabnahme erfolgt.

Der allererste Vorbote des Wechsels, der in vielen Fällen gänzlich ohne Beschwerden einhergeht, äußert sich unregelmäßigen Zyklen. Die Menstruations-blutung kommt und geht dann wann sie möchte. Diese Unregelmäßigkeit ist auf hormonelle Schwankungen zurückzuführen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass nicht jede Zyklusstörung gezwungenermaßen mit dem Wechsel verbunden sein muss.

Zu den typischen, auf einen Hormonmangel zurückzuführenden Beschwerden gehören:

  • Hitzewallungen & Schweißausbrüche
  • Stimmungsschwankungen & depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme
  • Herzstolpern
  • Innere Unruhe, Gereiztheit & Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Verlust an sexuellem Verlangen (Libidoverlust)
  • Veränderung bei Haut, Haaren & Bindegewebe

Was Sie im Wechsel jedenfalls beachten sollten:

  • Ernähren Sie sich gesund, ausgewogen und bedarfsgerecht! Können Sie sich Hitzewallungen mit der richtigen Ernährung „wegessen“? Wahrscheinlich nicht. Unbestritten ist jedoch: Wer zu viel und ungesund isst, läuft Gefahr schnell an Gewicht zuzunehmen. Ein höherer BMI geht meist mit einer Zunahme klimakterischer Beschwerden einher. Das Erlangen oder Halten des Normalgewichts ist somit Teil der Therapie! Frauen, die normalgewichtig sind haben deutlich weniger Beschwerden als Frauen, die zu viel wiegen.
  • Betreiben Sie regelmäßig Sport! Ja, „frau“ kann sich Wechselbeschwerden wegsporteln! Zahlreiche Studien belegen den positiven Einfluss körperlicher Betätigung. Dabei ist es gleichgültig welche Sportart Sie betreiben. Das einzige was zählt ist dass Sie aktiv und in Bewegung bleiben!
  • Sorgen Sie für die richtige Stressbalance! Chronischer Stress und zu hohe Belastungen gehen nachweislich mit einer Zunahme an Symptomen einher. Sorgen Sie für mehr Ausgleich, machen Sie Yoga, Pilates oder fangen Sie an zu meditieren!
  • Kümmern Sie sich um Ihren Schlaf und versuchen Sie diesen zu optimieren! Tun Sie alles erdenklich Mögliche für Ihre Schlafhygiene. Meiden Sie Verhaltensfehler (Alkohol, spätes Schlafengehen etc.), die den Schlaf negativ beeinträchtigen können. Schlafstörungen treten in der Menopause häufig auf und verschlechtern die allgemeine Situation immer.

Maßnahmen gegen Angst & Depression in der Menopause

Durch den Östrogenmangel entsteht in der Postmenopause vermehrt oxidativer Stress. Mit dem zunehmenden Lebensalter sinken bei jedem von uns die Blutspiegel der schützenden Antioxidantien. Das betrifft auch den Frontallappen des Gehirns, in dem ein Zentrum für mentale Funktionen lokalisiert ist.

In einer Studie konnte ein Zusammenhang zwischen einer höheren Aufnahme an Antioxidantien über die Ernährung und weniger Symptomen von Depression und Ängstlichkeit nachgewiesen werden.

Hilfe aus der Natur

Die aus Rotklee oder Soja stammenden Isoflavone gehören zu den bekanntesten und am besten untersuchten Pflanzenstoffgruppen die bei Wechselbeschwerden ihren Einsatz finden. Auch wenn Isoflavone nach wie vor oft laienhaft als Pflanzenhormone oder Phytoöstrogene bezeichnet werden, sind sie keine Hormone. Richtigerweise handelt es sich bei Isoflavonen um Phyto-SERMS. Die Abkürzung SERM steht für „Selektive-Estrogen-Rezeptor-Modulatoren“. Isoflavone vermögen den „guten“ Östrogenrezeptor beta zu aktivieren. Seine Aufgabe ist es vor überschießenden Östrogeneffekten zu schützen und die vom „schlechten“ Östrogenrezepor alpha induzierte Zellteilung zu bremsen. Isoflavone gelten in Bezug auf die Brust, die Gebärmutter und die Schilddrüse als sicher. Diesbezüglich wurden in Studien Tagesdosen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln bis zu 150mg über eine Einnahmedauer von 3 Jahren untersucht. In Zusammenschau aller vorliegenden Daten gelten Isoflavone als erstes Mittel der Wahl zur Behandlung klimakterischer Beschwerden. Sie eignen sich sehr gut als Alternative zur klassischen Hormonersatztherapie.

Wie bei der Einnahme der meisten Pflanzenextrakte sollte man die Patientin darauf hinweisen, dass das Wirkungsmaximum oft erst nach mehreren Wochen eintreten kann. Eine Anwendung zur Beurteilung der Wirksamkeit sollte deswegen zumindest über 12 Wochen erfolgen. Dosierungen zwischen 45 und 120mg pro Tag erwiesen sich dabei als sinn- und wirkungsvoll.