Burn out, Krebserkrankungen, Herzinfarkte, Übergewicht und Fettleibigkeit sind nur ein paar Beispiele möglicher Folgen von chronischer Überforderung. Dies gilt sowohl für das Berufs- als auch das Privatleben. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es Kulturkreise gibt, bei denen das Private vom Beruflichen nicht getrennt wird. Da geht es nur um das Gesamte, das Ganzheitliche. Das Leben. Diese Menschen leben ihren Beruf und sehen ihre Arbeit als integralen Bestandteil ihres Charakters, ihrer Person und ihres Lebens.
„Lass dich nicht stressen!“
Stress ist mein persönliches Unwort! Bei der Aussprache desselben durchfährt mich ein Gefühl von Unbehagen. Nun hat dieses Empfinden aber rein gar nichts mit Angst oder Sorge zu tun, sondern wird von mir eher mit Widerspruch und totaler Ablehnung in Verbindung gebracht. Ja, am liebsten würde ich – nein ich werde – dieses Wort aus meinem Sprachgebrauch verbannen. Warum?
Stress kann prinzipiell ja auch etwas Positives sein. Aus der Humanmedizin kennen wir neben dem ungeliebten und belastenden Distress, den positiven Eustress. Hierbei handelt es sich um einen guten Stimulus, den wir uns zunutze machen können. Er steigert unsere Aufmerksamkeit, erhöht unsere Aktivitätsbereitschaft und moduliert das Immunsystem. Der positive Eustress bringt somit zahlreiche wünschenswerte Effekte mitsich. Unser Körper und auch unser Geist kennen Stress. Sie sind es gewohnt damit zu leben und können gut damit umgehen. Aus diesem Grund ist die Empfehlung „sich nicht stressen zu lassen“, nicht nur eine nicht empfehlenswerte, sondern eine auch nicht wünschenswerte.
Wir sollten uns den täglichen Herausforderungen des Lebens stellen! Das bedeutet, Stress in einem gewissen Ausmaß zu akzeptieren und versuchen, ihn auf geschickte Art und Weise zu bewältigen. Das Wichtigste dabei ist die Bereitschaft, die Dinge richtig anzugehen. Denn in den meisten Fällen, sind wir es doch selber, die uns den Stress machen.
Stress ist ubiquitär. Immer wieder berichten mir Patienten, dass sie sich in den nächsten Wochen mit dem Essen oder einer ursprünglich geplanten Diät keinen Stress machen wollen. Sie verschieben also ihre guten Vorsätze auf später. Irgendwann.
Das verstehe ich nicht. Wie kann man sich denn mit Essen stressen?
Was gibt es Schöneres als sich mit Essen zu beschäftigen?
Gut, es erfordert Zeit, um sich ein paar Gedanken über das zu machen, was man in den nächsten Tagen gerne auf dem Teller hätte. Ja, und es erfordert noch mal etwas Zeit um das Eingekaufte in eine halbwegs vernünftige und auch schmackhafte Form zu bringen. So what? Das soll Stress sein? Das ist unser Leben! Essen ist lebensnotwendig.
Faktum ist, dass die Zubereitung von ungesundem Essen nicht schneller geht als die von gesundem. Frische Salate nehmen unter Garantie weniger Zeit in Anspruch als ein Schnitzel mit Pommes frites. Nun könnten Sie gegen meine Überzeugung argumentieren, indem Sie mir zu verstehen geben, dass Sie sich regelmäßig Fastfood und Pizza besorgen, um Zeit zu sparen.
Das allerdings wäre Stress pur! Und zwar von Innen!
Es darf also nicht sein, dass wir eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit Stress in Verbindung bringen, oder noch schlimmer, diese sogar als Stress empfinden.
Essen ist Teil unseres Lebens! Es geht auch hierbei wieder einmal darum die richtigen Prioritäten zu setzen.
Die Rolle von Stress bei vaskulären Entzündungsprozessen
Chronische Entzündungsprozesse unterstützen die Entwicklung von Herz-erkrankungen, Schlaganfällen und dem altersbedingten Einbußen kognitiver Leistungsfähigkeiten. Die genauen Pathomechanismen werden dabei bis heute noch nicht vollends verstanden. Eine Vielzahl von Studien weist jedoch darauf hin, dass der Faktor NF-kappa B bei entzündlichen Veränderungen an Blutgefäßen und der Gefäßendothelfunktion eine Schlüsselrolle spielt. NF-kappa B wird durch freie Radikale aktiviert. Mit dem zunehmenden Lebensalter steigt das Risiko für vaskuläre (die Blutgefäße betreffend) Erkrankungen an und gleichzeitig nimmt die antioxidative Kapazität des Körpers ab. Diesbezüglich könnte sich ein Zusammenhang abzeichnen. Ein Ungleichgewicht zwischen der Belastung mit freien Radikalen und der Entlastung durch Antioxidantien birgt die Gefahr für die Entstehung von Krankheiten.
Menschen, die ein Übermaß an Stress ertragen müssen produzieren vermehrt freie Radikale und sind damit einer gesteigerten Aktivität des Faktors NF-kappa B ausgesetzt. Also relax!
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